Auftaktveranstaltung zum "Schiller-Kommers" am 11. Juni 2005 an der
Universität Wien
Rechtsextreme Burschenschafter-Organisationen sperren mit Hilfe von
Polizei
und Rektorat das Neue Institutsgebäude (NIG) ab
 
 
Am Samstag, den 11. Juni am frühen Nachmittag wurde der von rechtsextremen
Burschenschafts-Organisationen in der Wiener Hofburg veranstaltete
"Schiller-Kommers" durch eine geschlossene Veranstaltung im Neuen
Institutsgebäude der Universität Wien eingeleitet.
Lehrveranstaltungen, die um diese Zeit in diesem Haus stattfanden, mussten
abgebrochen werden; Einsatzkräfte der Wiener Polizei räumten das Haus,
forderten Studierende und LehrveranstaltungsleiterInnen ultimativ zum
Verlassen des Hauses auf; sämtliche Eingangstüren mit Ausnahme des
Haupteinganges wurden versperrt. Auch alle inneren parterre gelegenen
Gebäudetüren wurden zugesperrt mit Ausnahme des Abganges zu einem der
Haupthörsäle. Polizisten umstellten das Gebäude und riegelten zusätzlich
noch sämtliche Zugangsmöglichkeiten außen durch Sperrgitter ab -
unterstützt durch Saalordner der Burschenschaftsgruppen.
 
Ich kam zufällig etwa um halb drei Uhr nachmittags dort vorbei und
Bemerkte die zahlreichen Polizeiwägen sowie die Polizisten und weiters auch die
außen stehenden Saalordner.
 
Auf meine Nachfrage an einen der Polizisten erhielt ich die Auskunft, dass
das Haus wegen einer geschlossenen Veranstaltung nicht betreten werden
dürfe.
 
Die Einsatzkräfte der Polizei wollten mir zunächst den Zugang ins Haus
verwehren, ließen mich aber passieren, nachdem ich mitteilte, dass ich
Lehrbeauftragte an einem in diesem Haus befindlichen Institut sei, ich
Somit keine Studentin sei, sondern zum Personal der Universität Wien gehöre.
 
Der Zutritt zum Hörsaal, in dem die Veranstaltung stattfand, wurde mir von
einem Saalordner verwehrt, indem er mich von der geschlossenen Hörsaaltür
wegzerrte und sie somit für mich unpassierbar machte. Auf meinen Hinweis,
dass ich zum Haus und somit zum Personal der Universität Wien gehöre,
erfolgte die Reaktion, dass das uninteressant sei und dass niemand das Recht
habe, diese Veranstaltung zu betreten. Da ich nicht riskieren wollte,
zusammengeschlagen zu werden und überdies alleine war, insistierte ich
nicht auf mein Zutrittsrecht.
 
Ich versuchte einige der Personen mit meinem Handy zu fotografieren; die
Aufnahmelinse wurde mit einer Ausnahme per Hand verdeckt. Die Namensnennung
der beteiligten Personen wurde mir verweigert.
 
Auf meine Nachfrage teilte mir der dort Diensthabende Polizeioffizier
folgendes mit:
Der Auftrag zum Schutz dieser Veranstaltung erfolgte über die Wiener
Polizeidirektion.
Die Genehmigung für die Abhaltung dieser Veranstaltung und die Sperre des
NIG wurde durch das Rektorat der Universität Wien erteilt.
 
Ich versuchte über das Internet Informationen zu dieser Veranstaltung
herauszufinden. Diese Veranstaltung war weder auf einschlägigen Homepages
noch auf der Homepage der Universität angekündigt - auch nicht in deren
Veranstaltungskalender.
 
Aufgrund dieses Vorfalls schrieb ich am nächsten Tag ein Protestmail an
Rektor Georg Winckler, auf das ich bis jetzt keine Antwort erhalten habe.
Dr. in Gudrun Hauer